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Sonderinformation - Rechte bei Flug­aus­fäl­len auf­grund von Vul­ka­na­sche - 22.04.2010 13:49

Der Vul­ka­n­aus­bruch in Is­land hat in gro­ßen Tei­len Eu­ro­pas zu Luft­raumsper­run­gen ge­führt. Das Bun­des­mi­nis­te­ri­um der Jus­tiz in­for­miert Flug­pas­sa­gie­re über ihre Rech­te bei Flug­aus­fäl­len wegen Vul­ka­na­sche:

Die Rech­te von Flug­pas­sa­gie­ren bei Flug­aus­fäl­len sind in der Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung der EU (Nr. 261/2004) ge­re­gelt; bei Pau­schal­rei­sen sind da­ne­ben auch die rei­se­recht­li­chen Be­stim­mun­gen im Bür­ger­li­chen Ge­setz­buch (§§ 651a ff.) zu be­ach­ten.

An­wen­dungs­be­reich der Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung

Die Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung fin­det An­wen­dung, wenn der Flug von einer deut­schen Flug­ge­sell­schaft oder einer Flug­ge­sell­schaft eines an­de­ren EU-Staa­tes durch­ge­führt wird. Hat die Flug­ge­sell­schaft ihren Sitz au­ßer­halb der EU, gilt die Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung immer dann, wenn sich der Ab­flug­ort in­ner­halb der EU be­fin­det.

Bei­spiel:
Bei einem Di­rekt­flug von Istan­bul nach Frank­furt am Main mit Luft­han­sa ist die Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung an­wend­bar, eben­so wenn der Flug mit Alita­lia über Mai­land er­folgt. Wird der Flug da­ge­gen mit Tur­kish Air­lines durch­ge­führt, ist die Ver­ord­nung nicht an­wend­bar.

Flug­aus­fall bei "Nur-Flug"

Hat der Flug­pas­sa­gier keine Pau­schal­rei­se ge­bucht, son­dern das Flug­ti­cket ein­zeln er­wor­ben, so ist sein An­sprech­part­ner die Flug­ge­sell­schaft, die den Flug aus­führt.

Bei einem Flug­aus­fall auf­grund der Luft­raumsper­rung wegen Vul­ka­na­sche hat der Flug­gast die Wahl, ob er von der aus­füh­ren­den Flug­ge­sell­schaft den Flug­preis zu­rück­er­stat­tet haben möch­te oder ob er eine kos­ten­lo­se Um­bu­chung auf einen spä­te­ren Flug wünscht (sog. "an­der­wei­ti­ge Be­för­de­rung").

Bei­spiel:
Sitzt ein Flug­gast nach einer Ge­schäfts­rei­se am Ber­li­ner Flug­ha­fen "fest", weil sein Flug nach Mün­chen auf­grund des Vul­ka­n­aus­bruchs ge­stri­chen wurde, so kann er wäh­len, ob er den Flug­preis zu­rück­ver­langt, um so­dann bei­spiels­wei­se mit der Bahn zu­rück­zu­fah­ren, oder ob er sich auf den nächst­mög­li­chen Rück­flug um­bu­chen lässt.

Da­ne­ben hat der Flug­gast An­spruch auf fol­gen­de sog. "Be­treu­ungs­leis­tun­gen": Ver­pfle­gung, zwei kos­ten­lo­se Te­le­fo­na­te (bzw. Te­le­fa­xe oder E-Mails) sowie, falls not­wen­dig, auch eine Ho­tel­un­ter­brin­gung. Im Fall einer not­wen­di­gen Ho­tel­un­ter­brin­gung ist die Flug­ge­sell­schaft auch für den Trans­fer vom Flug­ha­fen zum Hotel ver­ant­wort­lich.

Bei­spiel:
Wird ein Flug von Ber­lin nach Paris auf­grund der Asche­wol­ke an­nul­liert und nimmt der Flug­gast das An­ge­bot der Flug­ge­sell­schaft an, auf einen Flug am fol­gen­den Tag um­zu­bu­chen, kann der Flug­gast für die War­te­zeit Ver­pfle­gung und eine Ho­tel­über­nach­tung samt Trans­fer ver­lan­gen.

Ein An­spruch auf eine zu­sätz­li­che Aus­gleichs­zah­lung, der einem Flug­pas­sa­gier im All­ge­mei­nen bei einer An­nul­lie­rung zu­ste­hen würde, be­steht nicht, da die Luft­raumsper­rung wegen Vul­ka­na­sche einen sog. "au­ßer­ge­wöhn­li­chen Um­stand" dar­stellt, für den die Flug­ge­sell­schaft nicht ver­ant­wort­lich ist.

Da die Flug­ge­sell­schaft an dem Flug­aus­fall kein Ver­schul­den trifft, kön­nen auch sons­ti­ge Schä­den (z.B. auf­grund eines ver­säum­ten Ge­schäfts­ter­mins) nicht er­setzt ver­langt wer­den.

Die meis­ten Flug­ge­sell­schaf­ten bie­ten be­reits auf ihrer In­ter­net­sei­te Hin­wei­se auf die Mög­lich­keit der kos­ten­lo­sen Stor­nie­rung oder Um­bu­chung von Flü­gen an, die auf­grund der Luft­raumsper­run­gen wegen Vul­ka­na­sche nicht durch­ge­führt wer­den konn­ten. Wei­gert sich eine Flug­ge­sell­schaft, die An­sprü­che nach der Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung zu er­fül­len, so kann der be­trof­fe­ne Flug­pas­sa­gier hier­ge­gen zi­vil­ge­richt­lich vor­ge­hen. An einer au­ßer­ge­richt­li­chen Schlich­tung neh­men die Flug­ge­sell­schaf­ten bis­her nicht teil. Da­ne­ben kann sich der Pas­sa­gier beim Luft­fahrt-Bun­des­amt be­schwe­ren; die­ses ent­schei­det je­doch nicht über zi­vil­recht­li­che An­sprü­che.

Flug­aus­fall bei Pau­schal­rei­sen

Wenn der an­nul­lier­te Flug Be­stand­teil einer Pau­schal­rei­se ist, kann es Rech­te ge­gen­über dem Rei­se­ver­an­stal­ter und Rech­te ge­gen­über dem Flug­un­ter­neh­men geben.

a) Rech­te ge­gen­über dem Rei­se­ver­an­stal­ter bei Pau­schal­rei­sen

aa) Der Hin­flug fällt aus
Rei­se­ver­an­stal­ter und Rei­sen­der kön­nen die Pau­schal­rei­se kün­di­gen, wenn die Reise wegen hö­he­rer Ge­walt er­heb­lich er­schwert, ge­fähr­det oder be­ein­träch­tigt wird, so­fern das Er­eig­nis bei Ver­trags­schluss nicht ab­seh­bar war. Die Luft­raumsper­rung in­fol­ge eines Vul­ka­n­aus­bruchs ist als hö­he­re Ge­walt an­zu­se­hen. Folge der - form­los mög­li­chen - Kün­di­gung ist, dass der Reis­ver­an­stal­ter keine Reise mehr durch­füh­ren und der Rei­sen­de grund­sätz­lich auch den Rei­se­preis nicht zah­len muss.

Hatte der Rei­se­ver­an­stal­ter je­doch schon Vor­leis­tun­gen er­bracht (z.B. ein Visum be­schafft oder Rei­se­li­te­ra­tur über­sandt), kann er dafür vom Rei­sen­den eine Ent­schä­di­gung ver­lan­gen. Ent­ste­hen dem Rei­se­ver­an­stal­ter Stor­no­kos­ten (z.B. für ein be­reits re­ser­vier­tes Hotel), sind diese nach der Recht­spre­chung je zur Hälf­te vom Rei­se­ver­an­stal­ter und vom Rei­sen­den zu tra­gen.

Bei­spiel:
Wird der Hin­flug einer seit lan­gem ge­buch­ten Stu­di­en­rei­se auf­grund der Vul­ka­na­sche an­nul­liert und kün­digt der Rei­se­ver­an­stal­ter des­we­gen den Rei­se­ver­trag, dann ent­fällt die ge­sam­te Reise und der Kunde be­kommt sein Geld zu­rück. Hatte der Rei­se­ver­an­stal­ter be­reits vor­be­rei­ten­de Li­te­ra­tur über­sandt, kann er dafür eine Ent­schä­di­gung ver­lan­gen. Muss der Rei­se­ver­an­stal­ter für die Stor­nie­rung des Ho­tels be­zah­len, kann er die Hälf­te der Stor­no­kos­ten auf den Kun­den um­le­gen.

Wird trotz der Luft­raumsper­rung von kei­ner Seite ge­kün­digt und ver­kürzt sich die Ge­samt­rei­se­dau­er durch einen spä­te­ren Hin­flug, kann der Rei­sen­de den Rei­se­preis min­dern, also an­tei­li­ge Rück­erstat­tung des Rei­se­prei­ses für ver­säum­te Ur­laubs­ta­ge ver­lan­gen. Etwas an­de­res gilt, wenn die Ver­trags­par­tei­en den ur­sprüng­li­chen Ver­trag ein­ver­nehm­lich ab­än­dern, sich etwa auf Durch­füh­rung der ge­sam­ten Reise zu einem spä­te­ren Zeit­punkt ver­stän­di­gen.

Bei­spiel:
Nach An­nul­lie­rung des Hin­flugs wegen des Vul­ka­n­aus­bruchs star­tet die ge­buch­te Mall­or­ca­rei­se drei Tage spä­ter als ge­plant. Ver­kürzt sich die Ge­samt­rei­se­zeit um diese Tage, kann der Kunde min­dern und an­tei­li­ge Rück­erstat­tung des Rei­se­prei­ses ver­lan­gen. Den vol­len Preis muss er zah­len, wenn der Rei­se­ver­an­stal­ter die Reise zeit­lich ver­scho­ben in vol­ler Länge an­bie­tet und sich der Kunde dar­auf ein­lässt.

bb) Der Rück­flug fällt aus
Wird der Rück­flug wegen der Vul­ka­na­sche an­nul­liert, kön­nen Rei­se­ver­an­stal­ter und Kunde eben­falls wegen hö­he­rer Ge­walt kün­di­gen. Der Rei­se­ver­an­stal­ter bleibt je­doch ver­pflich­tet, den Rei­sen­den zu­rück­zu­be­för­dern. Wird die vom Rei­se­ver­an­stal­ter or­ga­ni­sier­te an­de­re Rück­be­för­de­rung teu­rer als der ur­sprüng­li­che Flug, müs­sen sich Rei­se­ver­an­stal­ter und Kunde die Mehr­kos­ten tei­len. Häu­fig ist al­ler­dings die Flug­ge­sell­schaft ver­pflich­tet, den Rück­flug kos­ten­neu­tral um­zu­bu­chen (s.u.), so dass für den Rück­trans­port keine Mehr­kos­ten ent­ste­hen. Wei­te­re Mehr­kos­ten - etwa Über­nach­tungs­kos­ten - trägt der Kunde im Ver­hält­nis zum Rei­se­ver­an­stal­ter selbst. Auch hier kann es je­doch An­sprü­che gegen die Flug­ge­sell­schaft geben (s.u.).

Bei­spiel:
Der Rück­flug einer Pau­schal­rei­se auf Mall­or­ca wird auf­grund der Vul­ka­na­sche an­nul­liert. Auch wenn der Rei­se­ver­an­stal­ter kün­digt, muss er den­noch zu­rück nach Deutsch­land trans­por­tie­ren. Or­ga­ni­siert der Ver­an­stal­ter einen Rück­trans­port mit Schiff und Bahn, der teu­rer als der ur­sprüng­li­che Flug ist, müs­sen sich Ver­an­stal­ter und Rei­sen­der die Mehr­kos­ten tei­len. Sol­che Mehr­kos­ten ent­ste­hen al­ler­dings nicht, wenn der Rei­sen­de die Mög­lich­keit einer kos­ten­lo­sen Um­bu­chung auf den nächst­mög­li­chen Rück­flug nutzt (s.u.). Ho­tel­kos­ten für die Zeit bis zu einem ver­spä­te­ten Rück­flug muss der Rei­se­ver­an­stal­ter dem Rei­sen­den nicht er­set­zen. Der Rei­sen­de be­kommt die Kos­ten der Ho­tel­über­nach­tung je­doch mög­li­cher­wei­se von der Flug­ge­sell­schaft er­setzt (s.u.).

Kün­digt der Rei­se­ver­an­stal­ter trotz des an­nul­lier­ten Rück­flugs nicht, bleibt er in der Pflicht zur voll­stän­di­gen Er­fül­lung des Ver­tra­ges. Er muss den Rei­sen­den so­bald als mög­lich zu­rück­be­för­dern. Fal­len da­durch Mehr­kos­ten an, etwa für wei­te­re Über­nach­tun­gen oder einen teu­re­ren Rück­trans­port als den ver­ein­bar­ten Flug, sind diese vom Rei­se­ver­an­stal­ter zu tra­gen. Einen Rück­trans­port, der un­ver­hält­nis­mä­ßig teu­rer ist als der an­nul­lier­te Flug, kann der Rei­sen­de je­doch nicht ver­lan­gen. Ver­schiebt sich der Rück­trans­port er­heb­lich, liegt ein Rei­se­man­gel vor, der den Rei­sen­den be­rech­ti­gen kann, eine an­tei­li­ge Rück­erstat­tung des Rei­se­prei­ses zu ver­lan­gen.

Bei­spiel:
Ein Pau­schal­rei­sen­der kann von sei­nem Ur­laubs­ort in Grie­chen­land wegen der Vul­ka­na­sche nicht zum ver­ein­bar­ten Ter­min zu­rück nach Deutsch­land flie­gen; der Rück­flug wird erst vier Tage spä­ter mög­lich. Kün­digt der Rei­se­ver­an­stal­ter nicht, muss er nicht nur für den bal­di­gen Rück­trans­port des Rei­sen­den sor­gen, son­dern auch für des­sen Un­ter­brin­gung bis dahin. Wegen der Ver­schie­bung des Rück­flugs um vier Tage kann der Rei­sen­de die Rück­erstat­tung eines nach den Um­stän­den zu be­stim­men­den Teils des Rei­se­prei­ses ver­lan­gen.

b) Rech­te ge­gen­über der Flug­ge­sell­schaft bei Pau­schal­rei­sen
Wie beim Nur-Flug (s.o.) kön­nen Flug­gäs­te auch dann ge­gen­über der Flug­ge­sell­schaft An­sprü­che aus der EU-Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung haben, wenn der Flug Be­stand­teil einer Pau­schal­rei­se ist. Es gel­ten je­doch ei­ni­ge Be­son­der­hei­ten: Auch beim Aus­fall von Flü­gen, die im Rah­men einer Pau­schal­rei­se ge­bucht wur­den, kann eine kos­ten­lo­se Um­bu­chung des Flu­ges ver­langt wer­den. Eine Er­stat­tung des Flug­prei­ses kann in die­sem Fall von der aus­füh­ren­den Flug­ge­sell­schaft da­ge­gen nicht ge­for­dert wer­den, da hier die oben ge­nann­ten An­sprü­che gegen den Rei­se­ver­an­stal­ter vor­ran­gig sind.

Bei­spiel:
Hat ein Ur­lau­ber einen Ba­de­ur­laub in Por­tu­gal ge­bucht, so kann er, wenn der Hin­flug wegen der Luft­raumsper­rung an­nul­liert wird, am Schal­ter der aus­füh­ren­den Flug­ge­sell­schaft eine kos­ten­lo­se Um­bu­chung auf den nächst­mög­li­chen Flug zum Ur­laubs­ort ver­lan­gen.

Im Üb­ri­gen haben auch Pau­schal­rei­sen­de An­spruch auf die oben dar­ge­stell­ten Be­treu­ungs­leis­tun­gen nach der Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung.

Bei­spiel:
Wurde der Rück­flug auf­grund des Vul­ka­n­aus­bruchs ge­stri­chen, so kön­nen Pau­schal­ur­lau­ber von der aus­füh­ren­den Flug­ge­sell­schaft wäh­rend der War­te­zeit bis zum nächst­mög­li­chen Wei­ter­flug eben­so wie Nur-Flug-Rei­sen­de Ge­trän­ke- und Es­sens­gut­schei­ne er­hal­ten und haben, wenn not­wen­dig, auch An­spruch auf eine Ho­tel­un­ter­brin­gung.

Fin­det die Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung nicht An­wen­dung, weil der an­nul­lier­te Rück­flug von einem Ab­flug­ort au­ßer­halb Eu­ro­pas aus star­ten soll­te und auch die aus­füh­ren­de Flug­ge­sell­schaft ihren Sitz au­ßer­halb der EU hat, so kann der Rei­sen­de auf seine Rech­te ge­gen­über dem Rei­se­ver­an­stal­ter zu­rück­grei­fen (s.o.).

Bei­spiel:
Nach einem Pau­schal­ur­laub in Ägyp­ten kann der Rück­flug von Kairo mit Egypt Air wegen einer Sper­rung des Flug­ha­fens Mün­chen nicht statt­fin­den. Hier fin­det die Flug­gast­rech­te-Ver­ord­nung keine An­wen­dung; der Rei­sen­de kann je­doch von dem Rei­se­ver­an­stal­ter ver­lan­gen, für seine Rück­be­för­de­rung zu sor­gen.

(Quelle: Pressemitteilung des Bundesministeriums der Justiz; www.bmj.bund.de)

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